Einbau einer Wandheizung im denkmalgeschützten Gebäude
Ein Erfahrungsbericht von Klaus-W. Dreisbach
Das Denkmalamt gab vor, dass die Außenansicht nicht verändert werden darf. Somit schied eine dem Zeitgeist entsprechende Isolierung von außen aus.
Bis dahin wurde das Gebäude nur über 2 Ölöfen und einen Nachtspeicherofen sehr unbefriedigend beheizt.
Das Gebäude, Baujahr 1893, besteht aus unterschiedlichen Wandaufbauten: während die Kellerwände 70 cm dick sind, ist das Erdgeschoss im Hochparterre in der Nordhälfte aus Ziegelmauerwerk (25 cm dick) und die südliche Hälfte sowie die oberen Geschosse aus Fachwerk (16 cm dick), ausgeriegelt mit Tuffstein.
Somit wurde eine detaillierte Planung erforderlich, die dem jeweiligen Wandaufbau Rechnung trägt: für jede Außenwand wurde die erforderliche Wärmeleistung ermittelt und so die Naturbo-Heizung mit Innenisolierung dimensioniert.
Dies diente dann als Grundlage für die Erstellung der Verlegepläne. Dabei wurde besonders auf gute Beheizung der Ecken und der Fenster-Randbereiche geachtet.
Die mit Kalk-Gips verputzten Wände wurden zunächst mit einer weiteren Putzschicht „eben“ gerichtet, um die industriell gefertigten naturbo Platten auch satt ankleben zu können.
Auf den Fachwerkwänden ohne Putz, z.B. im Obergeschoss und im Dachgeschoss, wurde mit Schilfrohrmatten und naturbo Fugenfix eine Putzschicht aufgebracht. Dies mit der Absicht, die Balken von innen trocken zu halten.
Darauf wurden die naturbo therm und naturbo clima Platten geklebt. Der neue Kleber ist im Vergleich zu dem in 2018 verwendeten um Klassen besser. Er haftet wesentlich besser und die Trocknungszeit scheint auch nicht mehr so lang zu sein. Dies sowohl auf dem Fugenfix-Untergrund als auch auf den vorhandenen Gips-Wänden.
Aufgrund anspruchsvoller geometrischer Verhältnisse war die Platten-Verlegung immer wieder eine Herausforderung: Sonderformen mussten gefunden werden. Denn an dem historischen, denkmalgeschützten Gebäude sind einfache, nur rechtwinklige Geometrien eher selten.
Eine spezielle Herausforderung stellt die Elektro-Installation dar. Dosenlöcher müssen passgenau gebohrt und das Kabel an die Oberfläche gebracht werden. Besonders bei den naturbo therm Platten ist eine akkurate Planung erforderlich, da die Dosen oftmals zwischen die Heizschlange gesetzt oder die gesamte Platte etwas verschoben werden muss. Die Wanddosen können durchaus mit naturbo Haftfix eingeklebt werden, jedoch ist auch die Befestigung – wie am Bau üblich – mit Gips möglich; sie halten fest mit beiden Methoden. Der Gips hat den Vorteil der kürzeren Trockenzeit. Zudem lässt sich der überstehende naturbo Haftfix Kleber mit dem Rabot sehr viel schwerer glätten als Gips.
Anschließend war die Rohrverlegung für 22 Heizkreise mit 5 Heizkreisverteilern in 3 Stockwerken angesagt. Es wurden rund 300 lfm. Zuleitungen d=16mm und die Register-Verbindungsleitungen verlegt und anschließend verpresst. Wichtig beim Verpressen ist, dass das Werkzeug richtig sitzt, nicht verkantet ist, sonst kann leicht mal ein Fitting zusammen gedrückt werden.
Nach Befestigung der Gewebestreifen an den Stoßstellen und dem Verspachteln mit Fugenfix blieben die Verbindungsstellen der Platten für die Druckprobe zunächst noch offen. Erst nachdem der aufgebrachte Luftdruck von 4,2 bar innerhalb von 24 Stunden mit unwesentlichen Änderungen stehen blieb, wurde das System mit Heizungsflüssigkeit nach der neuesten Norm gefüllt.
Im Ergebnis zeigt sich, dass die Innenwände ohne angeschaltete Heizung um etwa 3°C wärmer sind als die nicht isolierte Außenwand. Mit der Heizung ist bestechend, wie gleichmäßig warm die Räume werden und dass es – im Gegensatz zur vorherigen Einzel-Ofenheizung – keine „kalten
Wände“ gibt.
Die bekannten Verbrauchswerte für Öl und Strom (Nachtspeicherofen) der letzten 3 Jahre wurde den Berechnungen mit der naturbo Wandheizung gegenüber gestellt. Dabei zeigt sich, dass sich der Wärmeverlust des Gebäudes mit Innenisolierung, verbesserten Fenstern, Dachisolierung und Wandheizung von rund 22.000 kWh/a auf 10.000 kWh/a reduzieren lässt.
Der spezifischen Energieverbrauch im Originalzustand lag bei 203 kWh/am² und nach den Maßnahmen stellt sich rechnerisch ein Wert von 88 kWh/am² ein. Zahlen aus der Praxis zum Verbrauch, die die Berechnungen bestätigen, stehen noch aus.
Bildnachweis: ©chezbeate, Pixabay; © K.-W. Dreisbach